Schon bald ist das Jahr 2018 zu Ende. Und dieses hatte wiederum seine ganz eigene Geschichte.
Angefangen hat alles im Winter 2017. Ich hängte meine Arbeit im Büro an den Nagel und entschied mich für einen neuen, etwas aussergewöhnlichen Job. Einen, für den ich richtig brenne. Einen, der mich noch glücklicher macht, der mir Eigenständigkeit und Freiheit gibt. Und einen, bei dem ich an meine Grenzen gebracht werde. Ich wurde Berufssportlerin.
Ich freute mich unheimlich auf diese neue Aufgabe und es sollte die richtige Entscheidung sein, wie sich später herausstellte. Zudem habe ich einen Teamwechsel vollzogen und bin dem neu formierten Eliteteam «jb BRUNEX Felt Factory Team» beigetreten. Mit neuem Umfeld, neuem Material und meinem neu lancierten GÖNNERCLUB RF bin ich in die Saison 2018 gestartet. Ich gebe zu: Ich war gespannt, wohin mich dieses Jahr tragen wird, wie ich diese Umstellungen verkraften werde und wie ich diese Neustrukturierung nutzen kann.
An den Etappenrennen in Zypern im Februar lernte ich meine neue Mannschaft näher kennen und es machte mir unheimlich viel Spass mit diesen neuen Leuten unterwegs zu sein und gemeinsam Rennen zu bestreiten. Nicht nur die eingefahrenen Resultate stimmten mich positiv - auch der Teamgeist überzeugte mich. Ich bin in einer guten Familie angekommen. Von den etwas harzigen Vorbereitungen auf den Kanaren (Lebensmittelinfektion) im Januar war nichts mehr zu spüren und es lief alles nach Plan.
Und dann folgte bereits der erste Weltcup in Südafrika. Ich war ziemlich kribbelig, denn das war meine erste Reise auf den grossen Nachbarkontinent. Das Rennen lief anständig und ich knüpfte mit dem 30. Rang an meine Vorjahresbestresultate an. Ich war froh, es nach solch grossen Umstellungen geschafft zu haben, dort anzuknüpfen wo ich aufgehört hatte. Irgendwie hatte ich es geahnt, denn ich fühlte mich fit und stark. Stärker als je zuvor im Frühjahr.
Und schon bald kamen die beiden Weltcup’s in Albstadt und Nove Mesto. Diese stellten sich untereinander als das pure Gegenteil heraus. In Albstadt war ich von Pech verfolgt… oder wie man das auch immer nennen will. Ich begann nicht an mir zu zweifeln, aber ich verstand doch kurzzeitig die Welt nicht mehr ganz. Die Bedingungen waren schwierig – nass, schlammig und kalt. Aber genau in diesen Konditionen konnte ich jeweils meine Stärken ausspielen. Doch es wollte einfach nicht so richtig an diesem Tag. Ich habe das Rennen dann in der 80%-Regel beendet. Ich war enttäuscht. Enttäuscht über mich selbst und der verpatzten Chance, mich weiter auf Vormarsch zu begeben. Aber dann kam eine neue Möglichkeit zu zeigen, was ich wirklich kann. Eine Woche danach belegte ich am Weltcuprennen in Nove Mesto den 16. Platz. Ok, zugegeben; ich dachte da vielleicht eher an eine Platzierung um die 20-25. So war selbst ich etwas überrascht über mein Können. 😊
Und bei diesem Topresultat sollte es nicht bleiben. Es folgte zwar noch einen krankheitshalber Ausfall am Weltcup in Val di Sole, doch in Andorra übertrumpfte ich das Resultat von Tschechien mit einem wertvollen 14. Rang. Und am Weltcupfinale in La Bresse hätte ich dieses Resultat höchstwahrscheinlich nochmals übertroffen. Dort fuhr ich zwei Runden auf Platz acht ehe mich zwei Plattfüsse auf einmal ausser Gefecht setzten.
Meine gute Form zeigte sich Mitte August auch an den Europameisterschaften in Glasgow. Die Strecke zählt zwar nicht unbedingt zu meinen Lieblingsrunden (viel zu schmal und die Abfahrten waren fast alle nur schnelle Kieswege), doch dies spielte mir keine grosse Rolle und ich fuhr mit meinem 9. Rang ein Top Ten Resultat heraus.
Und da war doch noch diese Schweizermeisterschaft in Andermatt. 😊 Im Vorjahr auf Rang fünf, war die Zielsetzung für dieses Jahr definitiv eine andere. Ich wollte auf das Podium und ich wusste, dass das möglich ist. So war es dann auch wie erwartet - ich fuhr an diesem schönen Sonntagnachmittag hinter Jolanda Neff auf Platz zwei. Das war eine schöne Genugtuung und ich war stolz, meinem Team so etwas Wertvolles zurückgeben zu können.
Nicht zu vergessen sind auch meine Podestplätze an den stark besetzten Swiss Bike Cup Rennen. Angefangen mit dem zweiten Platz in Rivera, gefolgt vom dritten Platz in Solothurn (eine Sekunde fehlte auf Platz zwei) und abgeschlossen mit dem Sieg in Villars.
Und wenn wir gerade beim Gewinnen sind – da war auch noch der Marathon in Grindelwald. Mit 3 Stunden 9 Minuten gewann ich in Rekordzeit das 55km lange und 2500hm hügelige Marathonrennen am Fusse der Eigernordwand.
Die Heim-Weltmeisterschaft. Ich freute mich unheimlich auf diesen Tag. Und ja, ich war nervös. Ich konnte es kaum erwarten an meiner ersten Elite-Weltmeisterschaft zu starten. Die Stimmung übertraf definitiv meine Erwartungen. Es war unglaublich wie viele Fan’s den Weg auf die Lenzerheide unter die Füsse nahmen. Es lief mir bereits vor dem Startschuss kalt den Rücken herunter - ich spürte am ganzen Körper Gänsehaut. Du siehst deine Familie und Freunde am Streckenrand und du weisst, sie sind gekommen, um dich auf deiner Reise zu unterstützen. Nach dem Rennen drückten immer wieder die Emotionen durch, ich wurde von den Gefühlen regelrecht durchgeschüttelt. Dieses Rennen mit einem 23. Rang abzuschliessen, war für mich ein gelungenes Projekt.
Die Saison endete für mich dann mit dem Swiss Epic (im Zweierteam) – mit dem härtesten Etappenrennen der Schweiz. Für mich war das eine neue Herausforderung und auch eine neue Aufgabe. Mir wurde erst drei Tage vor dem Start bewusst, was ich für eine Verantwortung zu tragen habe. Kurzfristig verletzte sich meine vorgesehene Wettkampf-Partnerin und so sprang die junge Teamkollegin Lara für sie ein. Es wartete etwas Ungewisses auf uns zwei. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt unsere gemeinsame Leistung nicht richtig einschätzen. Die erste Etappe war für mich also ein Abtasten unserer gemeinsamen maximalen Möglichkeiten. Unser Tempo konnten wir in den darauffolgenden Tagen gut aufeinander abstimmen und dieses wertvolle Teamwork wurde mit einem fünften Schlussrang belohnt.
Ich habe dieses Jahr viele Eindrücke erleben dürfen und habe neue Erfahrungen gemacht, die mir helfen werden noch weiter zu kommen. Von Weltranglistennummer 86 bin ich nun beim Rang 25 angekommen. Es warten noch viele spannende Sportjahre auf uns und ich bin noch lange nicht fertig. 😊
An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich für all die Unterstützung, die ich in diesem Jahr von euch erhalten habe. Ich danke meiner Familie für die stetige Hilfe und Motivationszusprachen, meinem Trainer für die Geduld und gute Zusammenarbeit, meinem Team für die professionelle Unterstützung und Mutzusprachen, meinen Sponsoren/Gönnern für die wertvolle Entlastung und das Vertrauen, und meinen Fans/Follower für das Verfolgen meiner Laufbahn.
Das kommende Jahr steht vor der Türe und mit ihm bestimmt viele schöne Momente!
Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und freue mich, euch im 2019 wieder zu sehen.
Ramona